So, dass Sie Ihre Ihnen gestellten oder sich selbst gestellten Studienaufgaben durch zweckmäßige Verteilung Ihrer juristischen „Eroberungsenergien“ effektiv erledigen können.
Da der kluge Jurastudent weiß, dass er nicht über unbegrenzte Quantitäten physischer und psychischer Energie verfügt, folgt er dem Zwang der energieökonomischen Notwendigkeit. Er plant Handlungsabläufe strategisch, geht Bündnisse mit seinen Lern- und Lehrmedien ein und gibt seinem Studienalltag mehr und mehr eine stabile Ordnung, hochtrabend: eine Verfassung!
Sie erinnern sich: Man will wieder anfangen zu joggen, besorgt sich neue Laufschuhe, kann es kaum erwarten, endlich loszulegen. Die Strecke, die man sich vornimmt, ist jedoch viel zu lang, man will mit einem Lauf gleich hundert versäumte Läufe wieder gutmachen. Man bekommt Seitenstechen, beißt die Zähne zusammen, muss sich Meter für Meter ins Ziel quälen. Endlich! Statt sich über einen kleinen Erfolg freuen zu können, denkt man mit Verdruss an das nächste „Jogging“ und sucht bald nach einer plausiblen Ausrede, warum es besser ist, auf die Joggerei gleich ganz zu verzichten. Die Neigung zum Nichtstun wird, wie die Psychologen sagen, „rationalisiert“, d.h. es wird mit „guten (falschen) Gründen“ erklärt, warum man nicht joggt, um damit vor sich selbst und anderen die „wahren Gründe“ zu verbergen. Die Ursachen sind klar: falsche Selbsteinschätzung, Überforderung, zu hoch gesteckte Ziele.
Setzen Sie statt „joggen“ „studieren“ und statt „Laufschuhe“ „Lehrbücher“ ein und Sie erkennen die Parallelität.
Wie Sie Ihren Arbeitsplatz gestalten, ist eine Frage Ihres persönlichen Geschmacks. Wie Sie Ihre Arbeitsplanung vornehmen und wie Sie Ihre Arbeitszeit einteilen, aber nicht: Für diese Außenfaktoren gibt es Regeln und Rezepte. Sich als Jurastudent zu organisieren ist nicht immer einfach. Denn im Jurastudium gibt es nur wenige feste Strukturen. Man muss sie selbst schaffen durch Selbstorganisation wie Vorlesungsoptimierung, Vor- und Nachbereitung, Studienplanung, Lehrphasen alternierend mit Lernphasen, Klausuren- und Falltraining, und stetigem Wiederholen.
Irgendwann kommt jeder erfolgreiche Student zu der Einsicht, dass zum richtigen Studieren neben den Prozessen der juristischen Informationsverarbeitung und -gewinnung in den Lehrsälen und aus den Lehrbüchern auch so profane Dinge gehören wie:
Strukturierung seines Arbeitstages und Organisieren seines eigenen Studierbetriebes
sowie Disziplin und Ordnung bei der Einteilung und Einhaltung seiner Arbeitszeit.
Wischen Sie diese Rahmenbedingungen, die großen Einfluss auf Ihre juristischen Studienleistungen haben werden, nicht gleich zur Seite. Patentrezepte gibt es nicht, aber es gibt ein Prinzip und das heißt: verantwortliches Studieren. Dem sollten Sie folgen!
Dazu muss Ihr Studienalltag als erstes eine Struktur bekommen, eine Rahmung, für die Sie vor sich selbst die Verantwortung übernehmen. Keine Beliebigkeit, heute dies und morgen das, mal so und mal anders. Ein guter Studienalltag wird von Routinen getragen. Routinen geben wegen ihres Wiederholungscharakters Sicherheit und Zuverlässigkeit im Studium. Das routinierte, aufmerksame Studieren der Jurisprudenz ist eine enorme Anstrengung, deshalb muss es zeitlich begrenzt und durch Pausen entlastet werden. Wenn Sie sich für eine bestimmte Studienplanung entschieden haben, müssen Sie diese dann konsequent einüben. Bis Ihnen Ihr täglicher Studienrhythmus zur Gewohnheit wird, müssen Sie mit einer längeren Trainingszeit rechnen. Das Bedürfnis nach dem Lernen darf nicht nur wie ein Gast auftreten, der plötzlich erscheint und nach seiner Abreise lange nichts mehr von sich hören lässt, sondern muss sich als Dauermieter bei Ihnen einquartieren. Das ist hart – aber nicht zu ändern. Der gute Vorsatz ist schnell gefasst, aber nur schwer einzuhalten. Die schnelle Begeisterung endet leider bei vielen Erstsemestlern zu häufig in einem Strohfeuer. Sie müssen sich Handlungsstrategien schaffen, die Ihre Studienstimmung und Studienhaltung für das Jurastudium stimulieren und Lernstörungen minimieren.
„Pokern“ Sie ab jetzt mit! Dann bekommen Sie auch kein juristisches Seitenstechen mehr und brauchen nicht irrationale Rechtfertigungen zu suchen, warum es besser sei, auf das juristische Lernen gleich ganz zu verzichten.
Um bei der juristischen Stoffmenge nicht zu resignieren, müssen Sie sich Ihr Studium in Fernziele, Nahziele und Feinziele aufteilen, kurz-, mittel- und langfristig denken und planen.
Fernziel ist das Bestehen des Examens: Das ist noch weit, weit weg.
Nahziele sind Ihre begleitenden Semesterleistungskontrollen: Die sind schon näher.
Feinziele sind Ihre studentischen Tages- und Wochenetappen: Das sind die jetzt entscheidenden Zeiteinheiten.
Auf diese Feinziele kommt es mir hier entscheidend an. Sie müssen sich überlegen, wie sich Ihr Tagespensum (lat.: pensum, das Abgewogene) in sinnvolle und überschaubare Portionen einteilen lässt. Abwägen und gewichten müssen Sie Ihren Tageslernstoff, das bringt Erfolg und damit motivierende Freude. Ein solches portioniertes Lernen wirkt wie ein Verstärker, denn Ihr Lernen wird nicht nur erfreulicher, sondern auch wirksamer, weil es aus einer Kette von Erfolgserlebnissen besteht. Jeder Tagesetappensieg belohnt Sie innerlich. Kein Student darf am Abend so ins Bett gehen, wie er am Morgen aufgestanden ist – er muss schlauer geworden sein, einen juristischen Mehrwert erfahren haben. Lernerfolge erhöhen die Lust an der Juristerei am meisten und heben die Stimmung. Sie sind für Sie die größten Motivatoren. So entsteht gleichsam von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag, von Woche zu Woche eine Kettenreaktion von Erfolg zu Erfolg, bei der sich Ihr Lernen von selbst belohnt.
Die folgenden Zeitpläne sind Hilfsmittel zur Strukturierung Ihres effektiven Studierens. Sie müssen lernzielorientiert und nachprüfbar sein. Sie müssen Ihre Pläne zu Ihren eigenen Studien-Instrumenten machen!
Das Wochenende darf nicht ausschließlich Freizeit sein. Zerlegen Sie Ihr Wochenende in vier Einheiten: Samstagvormittag, Samstagnachmittag, Sonntagvormittag, Sonntagnachmittag. Ein Viertel dieser Wochenendzeit müssen Sie mindestens (Minimum) für Ihr Studium zur Verfügung stellen. Nutzen Sie dieses Viertel als Pufferzeit zur Nachholung von Lernausfallzeiten in der Woche. So vermeiden Sie Unlustgefühle, die auftauchen, weil Sie Ihren Wochenplan nicht eingehalten und Ihre Lernziele nicht erreicht haben. Den „Idealplan“ kann man oft nicht einhalten. Wohl aber von vornherein einen „Realplan“. Sollte sich auch dieser Realplan einmal als undurchführbar erweisen, so verlegen Sie das Lernen des ausgefallenen Stoffes eben auf die Wochenendeinheit. Im Übrigen kann das „Minimum 1/4“ der Wiederholung dienen. Je weiter Ihr Lernprozess fortschreitet, desto mehr „Viertele“ des Wochenendes werden Sie opfern müssen.
Klar, auch Misserfolge werden sich einstellen: Das Pensum war zu schwer, das Ziel der Lerneinheit noch zu weit entfernt. Unter keinen Umständen verbohren Sie sich aber in Ihren Misserfolg. Solch ein Verhalten senkt die Motivation auf den Gefrierpunkt und vermiest Ihnen den ganzen Tag. Weglegen! Mut zur Lücke im Tagespensum! Am nächsten Tag mit neuer Kraft (und vielleicht neuem Lern-Medium?) zu neuen Taten! Mit den verdaulichen Tagesportionen nehmen Sie Ihrem Tagesablauf etwas von seinem „Wurschtel-Charakter“. Schenken Sie sich im Übrigen reinen Wein ein: Sie müssen es ganz einfach einsehen, dass eine verfasste Tageseinteilung richtig, sinnvoll und nützlich ist – und: kleine Erfolge für Sie bereithält: „Ich habe in der von mir selbst gesetzten Lerneinheit etwas gelernt.“ „Ich kann jetzt mehr als vorher“.
Entwickeln Sie für sich ein „Studienalltag-Optimierungs-Programm“!
Legen Sie fest, zu welchen Zeiten Vorlesungsstunden und wann Eigenstudien stattfinden sollen. Nicht immer wieder neu planen, sondern einmal für das ganze Semester. Sie müssen dann nicht jeden Tag und jede Woche neu entscheiden, ob und wann und wie Sie lernen wollen. Die Studienpläne der Fakultäten gehen von 18 bis 24 Wochenstunden an Vorlesungen aus. Die Erfahrung der examinierten Experten geht von der gleichen Zeit an Nach- und Vorbereitung aus. Maximal also 48 Wochenstunden zu 45 Minuten-Einheiten. Also 36 Zeitstunden-Einheiten (Anm.: 48 x 45 = 2160 Minuten = 36 Stunden). Also ca. 7 Zeitstunden täglich. Davon mindestens eine zweistündige eigenständige Lerneinheit im „Kämmerlein“. Hinzukommen sollten am Wochenende 5 Zeitstunden zur Wiederholung. Das ist zu schaffen.
Ziehen wir das Fazit zu Ihrem Studienalltag:
Ein Jurastudium verlangt bereits im 1. Semester vollen Einsatz. Ein erfolgreiches Jurastudium hängt von einem erfolgreichen Start ins Jurastudium ab.
Ihr oberstes Ziel muss sein: täglich 6 bis 8 Stunden Vorlesung und Eigenstudien, netto, nach Abzug aller Pausen, Wege und Gespräche. Darunter leidet zwar etwas Ihre Lebensqualität, hebt aber Ihre Lernqualität.
Der Tagesplan soll Ihnen den entscheidenden Erfolg für diese allmähliche Entwicklung Ihres individuellen juristischen Lernverhaltens ermöglichen.
Der Wochenplan soll Ihnen helfen, die juristischen Tätigkeitsschwerpunkte für die fünfeinhalb Tage festzulegen, zu planen und zu kontrollieren.
Beide „Pläne“ müssen mit Ihren Freizeitinteressen und anderweitigen Verpflichtungen abgestimmt und realistisch gewichtet werden.
„Jurafrei“ sind die Abende und drei Viertel der Wochenenden.
Der beste Masterplan taugt allerdings nichts, wenn er in der Schreibtischschublade verschwindet.
Streben Sie unbedingt eine Rhythmisierung an! Aus einer Regelmäßigkeit entwickelt sich eine günstige Lerngewohnheit (Automatisierung).
Haben Sie Ihr Soll einmal nicht erreicht, sind Sie noch lange kein Versager, sondern ein „Nächstes-Mal-mach-ich-es-besser-Typ“.
Entwickeln Sie eine Art von „Jobmentalität“! Sie sollten sich mehr als Manager Ihres kleinen „Unternehmens Jurastudium“ mit Projektzielen und festen Arbeitseinheiten verstehen.
Machen Sie sich keine Illusionen! Man soll seine Vorausplanungen und Präparationen nicht überschätzen.
Rechnen Sie eher mit einem Minimum an verfügbarer Zeit (Zeitfresser lauern überall)!
Rechnen Sie eher mit einer abgeschwächten Motivation Ihrerseits (alles andere ist ja dringender)!
Rechnen Sie eher mit einer schmalen Palette verfügbaren, behaltenen Wissens (alles schon wieder vergessen)! Der Kampf gegen das Vergessen ist noch nicht gewonnen!
Rechnen Sie eher mit weniger didaktischer Kompetenz Ihrer juristischen Lehrmeister (verstehe ich nicht)!
Machen Sie keine Sonntagsplanung, sondern eine Alltagsplanung!
Eine realistische Studieneinteilung schafft motivierende Erfolgserlebnisse. Eine unrealistische Arbeitseinteilung verfehlt die überzogenen Ziele und ist damit demotivierend und entmutigend.
Im Gegensatz zu manch einem studentischen Vorurteil: Zeitpläne schaffen Freiräume und verstopfen sie nicht.
Sie sollten Ihre Zeitpläne in ein Ringbuch heften. Das bringt Ihnen die notwendige Kontrolle.
Sie müssen Ihre Planvorgaben kontrollieren und abschließen! Immer wieder neu anzufangen, bringt nichts.
Die Pläne sollten Sie an Ihren Lerntyp anpassen: Tagmensch – Nachtarbeiter, Lerche oder Eule
Das alles zusammen unterscheidet Ihren erfolgreichen Studienalltag vom erfolglosen zufälligen Studienalltag Ihrer Kommilitonen. Wenn Sie am Abend erledigt, aber unzufrieden sind, haben Sie etwas falsch gemacht.
Zum Schluss: Hart, aber herzlich: Semesterferien sind keine „Ferien“. Sechs Wochen sind okay, der Rest fällt auf Praktika, Hausarbeiten und … das Wiederholen. Es heißt in der Studienordnung schlicht „vorlesungsfreie Zeit“, lediglich im Studentenjargon heißt es „Semesterferien“.