Weil Sie im ersten Semester alles falsch machen und alles für das weitere Studium Wesentliche verpassen können. Man kann aber auch alles richtig machen! Machen wir uns nichts vor: „Ich mach dann mal Jura“, ist schnell gesagt, aber für den unvorbereiteten Abiturienten nur schwer in die Tat umzusetzen.
Auch Sie sind also unter die Juristen gefallen! Sie haben das Abi gerade hinter sich gebracht? Sitzen mit dem „Schönfelder“ auf dem Schoß in den Vorhallen der Hochschule und grübeln, was Sie hier eigentlich machen sollen? „Jura studieren!“ – Ja! Aber was ist das, „Jura“? – Und wie funktioniert dieses „Studieren“? – Was ist das Besondere an der „Juristerei?“ – Und: „Was kann man damit werden?“ – „Was ist ein Jurastudent? Und was nicht?“ – Und: „Warum scheitern so viele Jurastudenten?“ – „Wer hilft mir?“ – „Gibt es ein Geheimnis des juristischen Anfangs?“ Es gibt kein Geheimnis des juristischen Anfangs. Es gibt nur Erstsemestler, die sich nicht darum bemühen und die deshalb dummen Vorurteilen aufsitzen. Und helfen? Das tue ich gerade mit diesem Blog!
Gleich zu Beginn zwei hoffentlich heiter stimmende Aufmunterungen für Sie: Der Nachteil dessen, dass man aus der Schule fast nichts für Jura mitbringt, ist umgekehrt auch ein großer Vorteil: Alle stehen am Start des Jurastudiums unter den gleichen Bedingungen! Jeder hat die gleiche Chance! Und: Denken Sie an den Allgemeinplatz, er gilt auch im Jurastudium: Ein Kilometer besteht aus 1000 Schritten. Es braucht jeden Schritt, um zum angestrebten Ziel des Examens zu kommen, und die ersten erfolgreichen Schritte tun Sie gerade mit diesem Blog, und zwar in die richtige Richtung.
Der Dumme tut erst am Ende das, was der Kluge am Anfang tut, nämlich sich zu informieren und eine Strategie für sein Jurastudium zu entwickeln, d.h. immer einige Schritte voraus zu sein. Zu einer solchen Strategie gehört die Kenntnis über und die gewissenhafte Planung des Studiums.
Um Studienerfolg zu haben, benötigen Sie von Beginn an Planungskompetenz! „Planen brauchen nur die Gestressten und die ständig an Zeitnot Leidenden.“ Umgekehrt wird ein Schuh draus: „Um nicht gestresst zu sein oder ständig in Zeitnot zu geraten, muss ich planen“. Studentische Freiheit heißt keineswegs Planlosigkeit. Ein gutes Examen hängt immer mit einer optimalen Studienplanung, mit Strategie und Zeitmanagement zusammen. Außerdem haben Sie ohne Planung ständig Gewissensbisse. Sie müssen vom ersten Tag an planen! Allgemeingehaltene Hinweise helfen allerdings kaum weiter. Gute Planung setzt voraus, dass Sie genau wissen, was von Ihnen wann verlangt wird. Sich von Semester zu Semester zu hangeln, ist jedenfalls keine Erfolg versprechende Strategie. Sie müssen sich zeitliche Ziele setzen für die Abarbeitung der Studieninhalte, die semesterbegleitenden Klausuren, für die Zwischenprüfung, die Examensvorbereitung, den Freischuss, den Repetitor und das Examen.
Sie ergreifen mit dem Jurastudium wohl das lernintensivste Studium. Nun müssen Sie nur noch den dazu geeigneten Jura-Studenten schaffen, dem es gelingt, es mit Freude und zügigem Kompetenzzugewinn in Angriff zu nehmen.
Das Jurastudium ist nicht besser und schlechter als andere Studien auch. Es ist ein Himmel für den, der über den rechten Eintritt seine Inhalte, Wege, Ziele und Methoden kennen lernt und juristisches Verstehen selbstbewusst hervorbringt, und eine Hölle für den, der den Eintritt verpasst hat und nichts begreift. Wer das erste Knopf-loch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande. Ja, auf den Anfang kommt es an! Von meinem Standpunkt aus besteht mein rechtsdidaktischen Ziel darin, Ihre anfänglich undifferenzierten und unspezifischen schulischen Anlagen und Fertigkeiten für das juristische Studium aufzuschließen und mehr und mehr in den juristischen Erfordernissen und klausurentechnischen Bedürfnissen punktgenau angepasste Verhaltensformen zu überführen („Ich lerne nicht wild drauflos, sondern weil ich weiß, wohin ich unterwegs bin.“).
Manche, die frisch nach dem Abitur in die juristische Ausbildung gehen, verspüren jeden neuen Tag bei jedem Schritt durch das Hochschulportal das Gefühl von Frust, Alleingelassensein, Enttäuschung, Nicht-mehr-weiter-Wissen – ja: manchmal Ver-zweiflung.
Wie kann man das alles schaffen? – Von selbst jedenfalls nicht! Dafür benötigen Sie zum Auftakt Wegbereiter, Hilfe von außen, da Jura nicht auf dem Lehrplan Ihres Gymnasiums gestanden hat. Während die angehenden Studenten fast aller anderen Fakultäten schon in der Schule zumindest einen Einblick in ihr künftiges Studiengebiet erhalten, wird dem angehenden Juristen außer spärlichen Rechtskunde-AG‘s nichts geboten, was ihm sein späteres Juragebiet näher brächte. Es ist fast wie bei einem „blind date“! Viele fragen:
„Was muss ich eigentlich tun, um wirkungsvoll, schnell und erfolgreich in die ‚juristische Anfangsszene‘ einzusteigen? – Es gibt so viele schlaue Bücher über alles Mögliche, aber kaum eines über das Brückenwissen vom Abi hin zum juristischen Denken und Arbeiten, keines über die Passagen von der Schule hin zu den speziellen Lehr- und Lernmethoden in der Juristerei, keines, das mit mir den Kampf gegen das Vergessen aufnimmt, keines, das praktisches juristisches Lernen vermittelt, keines, das meinen juraspezifischen Arbeitsalltag rhythmisiert, das Vorlesungslernen und Literaturlernen optimiert, keines, das bei Klausuren souffliert. Hinzu kommen meine Fragen: Wie studieren? – Was studieren? – Womit studieren? – Wofür studieren? – Wann studieren? – Wo studieren? – Wie lange studieren? – Fragen über Fragen, durch die ich mich meist selbst navigieren muss, um Enttäuschungen und Umwege zu vermeiden. Schließlich geht es doch um das Fundament für mein ganzes Berufsleben.“
Das Jurastudium ist eine leere Studienchance, wenn die Koordinaten fehlen, die ihm Struktur geben. Zwar sind die für die angehenden Juristen einschlägig-anfänglichen, altehrwürdigen Gesetzeswerke, wie z.B. das GG, das BGB, die ZPO, die StPO und das StGB, beinahe von dem Augenblick ihres In-Kraft-Tretens an und dann durch die Jahrzehnte hin, studiert und bis in die letzten Winkel ausgeleuchtet, kommentiert, gefeiert, verflucht, richterlich und rechtswissenschaftlich durchpflügt und geistig erörtert worden wie – mit Ausnahme der Bibel – wohl kaum ein anderes Werk in Deutschland. Allein das gilt nicht für einfühlsame, rechtsdidaktisch angelegte Einführungswerke in die Kunst des Entdeckens des Anfangs in der Juristerei. Der neugierige Student bleibt meist allein! Zwar gibt es einige Einführungen in die für den Studenten neue Juristerei. Aber nur wenige davon werden von Ihnen freiwillig gelesen. Das liegt an ihrer Rezeptur: Kein „An-die-Hand-nehmen“ der Abiturienten, kein „Brückenbau“ von Schule zur Hochschule, keine „Brückenköpfe“ im fremden „Jurististan“ werden gebaut, zu denen man dann die Brücken des Verstehens schlagen könnte.
In den ersten Tagen und Wochen werden Sie als Student allzu oft mit Horrormeldungen von Dozenten, Assistenten und älteren Semestern überhäuft: Wie schwer ein Jurastudium sei. Wie schnell man für den „Freischuss“ studieren müsse. Wie hoch die Durchfallquote sei. Wie unendlich wichtig ein „Prädikatsexamen“ als Wertmarke für den juristischen Arbeitsmarkt sei. Wie unlösbar die Klausuren oft seien. Und so weiter und so fort. – Die Angst schleicht sich ein! Daraus kann leicht der Eindruck entstehen: „Das schaffe ich nie!“
Falsch! Jura ist keineswegs ein Studium nur für intellektuelle Überflieger, sondern lässt jedem Abiturienten eine Chance. Aber dann müssen die „Ersten Tage der Schöpfung der Jurawelt“ auch ganz überwiegend dem Entdecken unumstößlicher juristischer Gewissheiten, methodisch-ewiger „Wahrheiten“, jurastudentischer Lern-Strategien, dem erlernbaren und nachvollziehbaren juristischen Denken und dem methodischen Arbeiten am zivilrechtlichen und strafrechtlichen Fall gehören.
Und genauso machen wir es! Denn auf den Anfang kommt es an!